Die Geschichte des Manuka Honigs

Was steckt hinter dem teuersten und berühmtesten Honig der Welt?

Um 1250

Die ersten polynesischen Siedler lassen sich in Neuseeland nieder und benennen die Bäume der bis heute zumeist wild wachsenden Südseemyrte: Manuka (botanischer Name: Leptospermum scoparium, umgangssprachlich: Teebaum).

Manuka ist eine immergrüne, äußerst robuste Pflanze, die bevorzugt auf nährstoffarmen Böden mit ausreichend Feuchtigkeit gedeiht. Diese Bedingungen findet man vor allem in den bergigen Gebieten von Neuseelands Nordinsel, dem Hauptverbreitungsgebiet der Pflanze. Aber auch an extremen Standorten (z.B. bei thermisch hoch aktiven Gebieten bei Rotorua) ist die Pflanze zu finden, was auf die herausragende Anpassungsfähigkeit der Pflanze zurückzuführen ist. Sie kommt in Form von Büschen vor und kann als Baum bis zu 12m hoch werden. (Christoph F., 2001)

[Bild: Manuka Baum]

1624

Die ersten Europäischen Seemänner erreichten Neuseeland unter dem Holländer Abel Tasman. Die Besiedlung durch die Europäer begann aber erst ab 1769, nachdem James Cook die Küsten NZ kartographierte und daraufhin die ersten Walfänger und Handelsschiffe folgten. Mit an Bord des Schiffes von James Cook war der Botaniker Joseph Banks. Er beobachtete die Ureinwohner NZ - die Maoris – und lernte dadurch die Heilwirkung des Manuka Baums kennen. Die Maoris verwenden dessen Blätter als Wundauflage und einen Pflanzensud davon zur Behandlung von Hautkrankheiten, Magen-Darm-Beschwerden und Erkältungen.

1839

Die Missionarin Mary Bumby bringt erstmals zwei Honigbienenstöcke von England nach Neuseeland und begründet damit die erste Imkerei NZ. Es gab ursprünglich nur zwei Wildbienenarten in Neuseeland, aber keine Honigbiene! Zu dieser Zeit wurde von einer Honigbiene also erstmals Nektar von der Blüte des Manuka Baums zu Manuka Honig umgewandelt. Denn dieser Baum wächst ausschließlich in NZ und Südost-Australien.

Den Imkern NZ ist der Manuka Honig allerdings ein Dorn im Auge. Er ist von zäher Konsistenz, so dass er sehr schwer aus den Waben zu schleudern ist. Blackberry, Thymian, Heide- und Kleehonig sind stattdessen die beliebtesten Honigsorten der Neuseeländer und daher wird der Manuka Honig meist gar nicht geerntet, sondern verbleibt im Bienenstock als Futter.

1962

Erste Untersuchungen der Universität Waikato (unter Dr. Peter Molan, 1943-2015) von NZ Honigen (Brombeere, Klee, Manuka) zeigen erstmals die Besonderheit des Manuka Honigs: Er wirkt stark antibakteriell auch nachdem das Wasserstoff-Peroxid (was bekanntermaßen eine leicht antibakterielle Wirkung hervorruft) entzogen wurde.

[Bild: Dr. Peter Molan, der Entdecker des Geheimnisses des Manuka Honigs]

Das Interesse war entfacht und so wollte Dr. Molan dieser Besonderheit auf die Spur kommen. Dazu wurden 64 weitere Honig Samples aus ganz NZ zusammengetragen und analysiert. Darunter: White glover, buttercup, Heide, Thymian, Manuka, Kanuka.

Erkenntnisse:

  • ph Wert
  • osmotischer Effekt
  • unterschiedliche Aktivität
  • verschiedenste Bakterien werden getötet
  • Wirkung ist hitzebeständig

1988

Diese Ergebnisse werden erstmals wissenschaftlich publiziert, allerdings wenig beachtet und nur im New Zealand Journal of Agricultural Research veröffentlicht.

Unbeirrt davon wurde an der Universität Waikato eine weitere Testreihe mit 345 Honig Samples aus NZ (davon 50 Manuka und 20 Kanuka Sorten) durchgeführt.

Erkenntnisse:

  • „non-peroxide antibacterial activity“ konnte bestätigt werden
  • Nachweis von antibakterielle phenolische Komponenten
  • nicht alle Manuka Honige sind aktiv (abhängig von Standort)
  • hohe Schwankungsbreite
  • „magical ingredient“ das die Aktivität ausmacht konnte jedoch nicht identifiziert werden

1991

Dieses Mal stießen die Ergebnisse auf größeres Interesse und so gelang der internationale Durchbruch des neuseeländischen Forscherteams im November 1991 mit einem Artikel im Journal of the Pharmaceutical Society of Great Britain.

Der leitende Wissenschaftler Dr. Peter Molan lässt verlautbaren: „It is clear, that manuka honeys have qualities that surpass any other honeys.“ – Diese Worte gingen um die Welt und das Interesse am Manuka Honig wuchs sprunghaft.

Die Forschungsarbeiten wurden ausgeweitet auf immer mehr Bakterien- und Pilzstämme – und das mit überwiegend erfolgreichen Resultaten. (Willi, D. et al 1992, Molan 1996, Cooper 1999)

1995

Dank der Aufmerksamkeit erregenden Forschungsergebnisse und gezielten Marketing Aktivitäten der NZ-Handelskammer ist der Marktwert von Manuka Honig bemerkenswert angestiegen. Von 1994 auf 1995 alleine hat dieser sich verdoppelt. (The New Zealand Beekeeper Magazine, 1995)

1998

Die Kennzeichnung von Manuka Honigen wird vereinheitlicht: Die Unique Manuka Factor Honey Association (UMFHA) wird gegründet und schafft einen Standard, der vor allem der Qualitätssicherung und Konsumenteninformation dienen soll: der Unique Manuka Factor, kurz UMF.

2006

Der Durchbruch: Prof. Thomas Henle und sein Team an der TU Dresden entdecken in Zusammenarbeit mit den neuseeländischen Forschern das „magical ingredient“: den zentralen Inhaltsstoff Methylglyoxal (MGO), der in Manuka-Honig um ein Vielfaches mehr vorkommt, als in normalen Blütenhonigen. Damit ist das Geheimnis um die starke antibakterielle Wirkung des Manuka-Honigs endlich gelüftet. (Henle, 2007 und Mavric, 2008)

2011

Eine In-vitro Studie der TU Dresden bestätigt die antibakterielle und keimtötende Wirkung von Manuka Honig.

2015

Lebensmittelchemiker der TU Dresden präsentieren ein Verfahren, mit dem sich der teure Manuka-Honig sicher von anderen, weniger wertvollen Honigsorten unterscheiden lässt.